Virtuelle Leistungsschau – Das österreichische Bundesheer macht vor, wie es geht.

Das Veranstaltungsjahr 2020 war geprägt von sich ständig ändernden Regelungen, Einschränkungen und nicht zuletzt Absagen. Durch den Verlauf der Covid-19 Pandemie, die die ganze Welt im Griff hatte, war vieles nicht möglich und einiges musste sich ändern. Manch einer steckte den Kopf in den Sand, doch andere nutzten die Gelegenheit zur Innovation.

Wo es Probleme gibt, entstehen oft Lösungen, an die zuvor niemand gedacht hätte. So entwickelte sich die Digitalisierung in vielen Bereichen unseres menschlichen Zusammenlebens schneller weiter, als je zuvor. Neben der Einführung der Telearbeit und des Home Office für viele ArbeitnehmerInnen, die zuvor jeden Arbeitstag im Büro verbracht hatten, wurden auch mehr Behördengänge in digitaler Form von zu Hause aus möglich gemacht. Meetings und Verkaufsgespräche fanden zunehmend am Rechner statt und selbst Arztbesuche wurden zur Seltenheit.

Einer der Bereiche, der mit am stärksten von den Einschränkungen betroffen war, war der Veranstaltungssektor. Dabei spielte es keine Rolle, wer der Gastgeber war und wie prestigeträchtig der Anlass der Veranstaltung war. So konnten selbst die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag, die wie jedes Jahr Ende Oktober am Wiener Heldenplatz stattfinden sollten, nur in Minimal-Besetzung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Raum für Innovation

Traditionsgemäß veranstaltet das österreichische Bundesheer im Rahmen des Nationalfeiertages eine Informations- und Leistungsschau. Das Ziel der Veranstaltung ist es, der Zivilbevölkerung Einblicke in das vielfältige Aufgabenspektrum sowie laufende Einsätze und aktuelle Projekte des Heeres zu geben. Coronabedingt konnte sie natürlich auch nicht in gewohnter Form stattfinden. Gerade im Jahr 2020 sollte eine besondere Jubiläumsausgabe der Leistungsschau abgehalten werden. Das stellte die Verantwortlichen unter noch größeren Druck, einen repräsentativen Ersatz für das echte Erlebnis zu finden.

Das Ergebnis der Bemühungen war ein Veranstaltungskonzept, das es in dieser Form noch nie gegeben hatte. Ein Hybrid-Event, das es den interessierten Österreicherinnen und Österreichern ermöglichte, einen Besuch am Heldenplatz in virtueller und digitaler Form via TV, PC, Smartphone oder Tablet zu erleben. Es wurden Live Übertragungen vom Heldenplatz gesendet, besondere Videoausschnitte und Kurzfilme produziert und um das ganze interaktiv abzurunden, eine virtuelle 360° – Visualisierung des Heldenplatzes realisiert, die unter nationalfeiertag2020.jetzt veröffentlicht wurde.

Vier Themenbereiche – eine virtuelle Welt

Als Spezialist auf dem Gebiet der 360° Informationswelten wurden wir, die Firma 360° Perspektiven, beauftragt, den interaktiven Teil des Hybrid-Events zu gestalten. Zur Aufgabenstellung gehörte, die folgenden vier Themenbereiche interaktiv darzustellen:

  • militärische Landesverteidigung
  • Katastrophenschutz
  • Corona – Einsatz
  • 60 Jahre Auslandseinsatz

Dem Besucher sollte das Gefühl gegeben werden, tatsächlich auf dem Heldenplatz zu stehen, um wie jedes Jahr an der Leistungsschau teilzunehmen. Außerdem sollte es den Interessierten ermöglicht werden, die Themengebiete auf möglichst intuitive Weise zu erkunden. Dazu gehörte auch das Eintauchen in Einsatzfahrzeuge und Fluggeräte des Bundesheeres.

Herausforderungen bieten die Möglichkeit, neue Wege zu gehen. So machten wir es uns zum Ziel, nicht nur die Leistungsschau auf dem Heldenplatz virtuell darzustellen, sondern den BesucherInnen einen Mehrwert zu bieten, den das echte Erlebnis nicht geben kann. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man anstatt nur in einen Pandur Evo (Mannschaftstransporter) einsteigen zu können, auch an einer Fahrt durch Wasserlöcher und über Steilhänge, die selbst zu Fuß schwer zu bewältigen sind, teilnehmen könnte? Wenn man bei Trainings des Jagdkommandos dabei sein könnte, auf Geländen deren Position der Geheimhaltung unterliegt? Oder wenn es möglich wäre, in einem S-70 Black Hawk Hubschrauber mitzufliegen?
Solche in der Realität nicht möglichen Einblicke und noch vieles mehr wollten wir für die Österreicherinnen und Österreicher im Rahmen des Nationalfeiertages von zu Hause aus erlebbar machen.

 

Wie ein realer Ort zum virtuellen Schauplatz wird

Normalerweise finden die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag jedes Jahr am Wiener Heldenplatz statt. Einem Ort mit viel Geschichte, zentral gelegen auf dem Gelände der Hofburg, in der österreichischen Hauptstadt. Deshalb sollte der Dreh- und Angelpunkt unseres virtuellen Abenteuers auch der Heldenplatz sein. Und hier beginnt auch der Übergang der Realität in die virtuelle Welt.

Ein militärisches Transportflugzeug mit einer Flügelspannweite von über 40 Metern wäre ansonsten wohl nur schwer mitten in Wien unterzubringen. Doch die virtuelle Realität endet damit nicht, denn in ein echtes 360° Foto des Heldenplatzes wurden durch digitale Bildbearbeitung und Programmierung folgende Besonderheiten platziert:

  • S-70 Black Hawk Hubschrauber
  • Sandviper Einsatzfahrzeuge
  • C-130 Hercules Transportflugzeug
  • Pandur Evo Mannschaftstransporter
  • Soldatinnen und Soldaten, die zur Information über eine Karriere beim Bundesheer einladen
  • diverse Informationstafeln zu den Themengebieten
  • Interaktive Buttons, über die man in die Themenbereiche eintauchen kann
  • Schaltflächen zum digitalen Herumwandern im Bereich der Hofburg

Nie zuvor dagewesene Einblicke

Teamwork macht’s möglich – das bewahrheitete sich auch in diesem Fall. Denn ohne die Mithilfe unterschiedlichster Stützpunkte, Verbände und Zugehöriger des Bundesheeres wäre es uns nicht möglich gewesen, die für die geplante Informationswelt nötigen 360° Panoramen zu produzieren.
Natürlich beließen wir es nicht dabei, einfache, statische 360° Fotos zu schießen. Besondere Aufnahmen, die über die Realität hinaus gehen, sind schließlich unsere Spezialität und unser Anspruch.

Einige Beispiele hierzu:

Steiler Überflug:
Gleich beim Startpunkt des Bereiches „Katastrophenschutz“ wird der Besucher von steil aufsteigenden und dann abdrehenden S-70 Kampfhubschraubern empfangen. Dieses Manöver mit den vier gezeigten Fluggeräten wäre so viel zu riskant gewesen, deshalb wurde es von nur einem einzigen Kampfhubschrauber ausgeführt und von uns abfotografiert. Mehrere Helikopter in einem Panorama entstanden dann erst in der Bildnachbearbeitung, um der Szene eine besondere Note zu geben. (Zu finden unter: https://360perspektiven.com/projekte/nationalfeiertag/?startscene=7)

Der Flug des Black Hawk:
Einen Helikopter im Vorbeiflug zu beobachten ist eine Sache, als Passagier in der Luft den Kopf aus dem Fenster zu strecken, eine andere. Um den BetrachterInnen hier ein erinnerungswürdiges Erlebnis zu bieten, wurde die Kamera zur Aufnahme aus der geöffneten Laderaumtüre gehalten. Natürlich entstand auch diese Aufnahme wie gewohnt mit einer unserer hochauflösenden Systemkameras, um keine Einbußen bei der Qualität machen zu müssen. Und falls Sie sich fragen, wer die Kamera hält – der Fotograf wurde nachträglich heraus retuschiert, um die Szene möglichst authentisch wiederzugeben. (Die Aufnahme finden Sie hier: https://360perspektiven.com/projekte/nationalfeiertag/?startscene=12)

Das Wasserfurt:

Wie kann man ein spannenderes Erlebnis schaffen, als in einen Panzer einzusteigen und ihn sich mit eigenen Augen von innen ansehen zu können? In dem wir zeigen, wie das tonnenschwere Gefährt, beladen mit Soldatinnen und Soldaten, durch eine 1,5 Meter tiefes Wasserfurt fährt und seine Ladung anschließend heil und trocken an Land abliefert, ist es uns gelungen, den BesucherInnen einen einmaligen Einblick zu bieten. Auch diese Szene war so nur möglich, indem wir sie mit nur einem einzigen Fahrzeug produziert haben – ganze vier Stück wurden dann in der digitalen Nachbearbeitung daraus. Und damit man auch ein Gefühl dafür bekommt, wie sich die SoldatInnen im Inneren des Pandur Evo fühlen, gibt es natürlich auch davon eine 360° Aufnahme. (Hier zu sehen: https://360perspektiven.com/projekte/nationalfeiertag/?startscene=2)

Unser Fazit

Veranstaltungen wie Leistungsschauen sind dafür da, Einblicke in Welten und Technologien zu geben, die man normalerweise nicht hat. Sie sollen ein Hands on-Erlebnis schaffen, informieren, begeistern und inspirieren. Doch in Zeiten, in denen Großveranstaltungen zum Sicherheitsrisiko werden, müssen wir auf diese Form der Interaktion leider verzichten.

Krisen erfordern Umdenken und Innovation. Vor einigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, eine Leistungsschau in digitaler Form zu veranstalten. Heute ist es nicht nur möglich einen Ersatz zu schaffen, sondern sogar einen Mehrwert. Eine Informations- und Erlebnistiefe zu bieten, die in der Realität nicht möglich wäre. Das Bundesheer und 360° Perspektiven haben gezeigt, wie es geht.

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